Furnierwissen

Alles, was Sie über Furniere wissen müssen

Furnierwissen

Alles, was Sie über Furniere wissen müssen

TECHNIKEN, MERKMALE UND MEHR

Tauchen Sie ein in die Welt des Furnierwissens

Willkommen in der Welt des Furniers – einem der ältesten und vielseitigsten Naturmaterialien. Auf dieser Seite bieten wir Ihnen tiefgehende Einblicke in (fast) alle relevanten Aspekte dieses besonderen Werkstoffs. Von den traditionellen Herstellungsmethoden bis zu den modernen Verarbeitungsverfahren, von den einzigartigen Eigenschaften und Merkmalen bis hin zur langen Geschichte des Furniers: Wir beleuchten jedes Detail, um Ihnen ein fundiertes Verständnis zu vermitteln. Profitieren Sie von unserer langjährigen Erfahrung und lesen Sie hier, warum Furnier nach wie vor eine der begehrtesten und authentischsten Oberflächenveredelungen ist.

Furnier-Schnitttechniken

Wo Handwerkskunst auf Innovation trifft

Furnier ist eine dünn gemesserte oder geschälte, höchst dekorative Schicht aus Holz, das auf unterschiedliche Trägerplatten z. B. MDF, HDF, quellgeschützte Trägerplatte aufgeleimt wird. Dabei wird Furnier in unterschiedlichen Stärken von 0,2 bis 2,5 mm produziert. Die gängigste Stärke beträgt 0,6 mm. Die verfügbaren Längen und Breiten einzelner Furnierblätter variieren nach Holzart. Unsere Rundholzeinkäufer bestimmen bei der Stammvermessung die optimale Produktionstechnik. Je nach gewählter Produktionstechnik werden entweder fladrige, blumige oder streifige Furnieroptiken erzeugt. Die unterschiedlichen Techniken stellen wir Ihnen weiter unten vor.

Flach-Messern

Der halbierte Stamm wird von der Außenseite her gemessert.

Beim Flach-Messern zeigen die, an der Stammaußenseite anfallenden, Furnierblätter eine lebhafte Fladerzeichnung, denn die Vegetationszonen (Jahresringe) werden hier in sehr flachem Winkel angeschnitten. Je näher der Schnitt an den Stammkern heranrückt, desto mehr werden die Jahresringe im rechten Winkel angeschnitten, die Furniere zeigen eine zunehmend streifige Struktur.

Der geviertelte Block (zum Quartier zugerichtet) wird im rechten Winkel zu den Jahresringen gemessert. Dadurch wird ein streifig gezeichnetes Furnier erzielt (Streifer / Friese).

Bei dem geviertelten Stamm werden die Jahresringe im flachen Winkel angeschnitten. Bei dieser Messertechnik entstehen Furniere mit einer halbblumigen Maserung, denn die Jahresringe werden nur an einer Seite im flacheren Winkel angeschnitten. Zum Kern hin liefert diese Technik gestreifte Texturen. Der Effekt hierbei ist, das streifige Furniere von Holzarten mit großen Holzstrahlen (wie z. B. Eiche) einen hohen Spiegel-Anteil (siehe Furniermerkmale) haben. Durch symmetrisches Zusammenfügen mehrerer halbblumiger Furniere sind auch blumige Muster in großen Abwicklungen möglich.

Bei diesen Produktionstechniken entstehen ähnliche Furnierbilder wie beim Messern.

Beim Stay-Log-Schälen wird der Halbblock exzentrisch auf den Drehbalken gespannt und sehr flach durch die Jahresringe geschält.

Das Furnierbild hat seitlich eine streifige und innen eine blumige Textur.

Beim Riftschälen wird der Stamm in Viertel geschnitten. Anschließend wird ein Stammviertel mit einer seiner Flachseiten auf dem Drehbalken befestigt und von der gegenüberliegenden Seite abgeschält.
Dabei erfolgt die Drehbewegung des Blockes exzentrisch, wodurch ein charakteristisches, streifiges Furnierbild entsteht. Diese Technik wird insbesondere für die Herstellung von Streifenfurnieren bevorzugt eingesetzt.

Der geviertelte oder gedrittelte Stamm wird auf den Drehbalken gespannt; der Schälvorgang beginnt von innen (vom Herzen) heraus.

Das Furnierbild zeigt eine besonders blumige Zeichnung, vor allem bei breiten Furnieren.

Der Block wird an der Mittelachse in die Schälmaschine eingespannt und spiralförmig von außen geschält.

Das Furnierbild ist wild und hat eine unregelmäßig gefladerte Zeichnung.

Furnier-Fügetechniken

So fügt sich eins zum anderen

Die Wahl der Fügetechnik ist ein wesentlicher Schritt in der Furnierverarbeitung und bestimmt maßgeblich das optische Ergebnis. Je nach Methode lassen sich unterschiedliche Muster und Strukturen erzielen, die die natürliche Maserung des Holzes betonen oder gezielt in den Hintergrund treten lassen. Bei Schorn & Groh setzen wir auf eine präzise Auswahl und Verarbeitung der Furnierblätter, um gleichbleibend hochwertige Ergebnisse zu garantieren. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht der wichtigsten Fügetechniken, die in der modernen Furnierverarbeitung Anwendung finden.

Gespiegelt

Beim Spiegeln werden die Furniere so ausgewählt und zusammengesetzt, dass sich zwei Blätter spiegelbildlich gegenüberliegen (ähnlich einem geöffneten Buch, daher im Englischen „bookmatch“). Die spiegelbildliche Wirkung tritt besonders hervor, wenn lebhaft gemaserte Furniere ausgewählt werden.

Das Schieben führt zu einem insgesamt ruhigeren Furnierbild. Beim Verschieben werden die im Furnierstapel übereinander liegenden Blätter ohne Umdrehen vom Stapel genommen und aneinandergereiht. Als Ergebnis entsteht eine Wiederholung der Furnierstruktur ohne Symmetrie. Diese Fügetechnik wird häufig für die nicht-sichtbaren Flächen von beispielsweise Möbeln als Furniergegenzug verwendet.

Bei dieser Fügetechnik wird jedes zweite Furnierblatt umgekehrt, um fortlaufende und harmonische Furnierbilder zu erzeugen. Die Blätter werden so ausgewählt und angeordnet, dass sie sowohl horizontal als auch vertikal ein spiegelbildliches Muster ergeben.

Speziell bei Maserfurnieren gebräuchliches Verfahren, um hochdekorative Flächen und Bilder entstehen zu lassen. Vier aufeinanderfolgende Furnierblätter eines Furnierpakets werden zweimal gestürzt und einmal hochgeklappt.

Bei einem geplankten Furnierbild handelt es sich um willkürlich aneinander gereihte Furniere aus einem Stamm oder – je nach gewünschter Fläche – auch aus mehreren Stämmen. Hierbei können sich die Furnierblätter in der Maserung, der Struktur oder auch in der Farbe unterscheiden. Ebenso können unterschiedlich breite Furniere ohne Berücksichtigung der Reihenfolge aneinandergefügt werden. Insgesamt entsteht so der Eindruck einer rustikalen Massivholzoberfläche. Diese Fügetechnik eignet sich vor allem für den Einsatz in öffentlichen Gebäuden, da der Austausch eines furnierten Holzpaneels deutlich einfacher vorgenommen werden kann, da sich die einzelnen Paneele voneinander durch die gewählte Fügetechnik unterscheiden.

Produktionsschritte

Vom Baum zum einzelnen Blatt

01 RUNDHOLZANLIEFERUNG

Die gekauften Rundholzstämme werden per LKW im Furnierwerk angeliefert.

02 rundholzlagerung

Auf dem Rundholzplatz werden alle Stämme bis zur weiteren Verarbeitung zwischengelagert. Um diese Stämme sachgerecht zu lagern, müssen sie ständig mit Wasser berieselt werden. Durch die Feuchtigkeit werden Farbveränderung und Rissbildung durch Austrocknen vermieden.

03 Stamm ablängen

Entsprechend der Einteilung werden die Stämme abgelängt.

04 Stamm entrinden

Der Stamm wird, bevor er in die Dämpfgrube kommt, entrindet. Dabei werden Fremdmaterialien wie eingedrückte Steine, eingeschlagene Nägel, Sand oder Erde entfernt.

05 Stamm auftrennen

Jeder Stamm wird, je nach Aufarbeitungsart, an der Blockbandsäge zugerichtet.
Siehe Furniertechnik.

06 Stamm dämpfen

Durch das Kochen oder Dämpfen in heißem Wasser werden zwei Effekte erzielt: Dem Holz wird die notwendige Geschmeidigkeit gegeben, um eine einwandfreie Aufarbeitungsqualität zu gewährleisten. Durch die Dauer des Koch- bzw. Dämpfvorgangs wird die Farbe des Furniers beeinflusst.

07 Furnier schälen

Maserknollen werden an den Stirnseiten des Stammes eingespannt, an einer Stelle längs eingeschnitten und um ihre eigene Achse gedreht und dabei geschält. Eine Umdrehung ergibt somit ein Furnierblatt.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

08 Furnier messern

Die meisten Rundholzstämme werden entsprechend der Einteilung gemessert.

Für die Qualität der Aufarbeitung ist es von entscheidender Bedeutung, dass das Messer mit einer Genauigkeit von 0,1 mm exakt eingestellt ist. Nur dann kann eine einwandfreie Qualität garantiert werden.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

09 Furnier trocknen

Das Trocknen der noch nassen Furnierblätter geschieht in Trocknern, die gleichzeitig einen Bügeleffekt haben.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

10 Furnier schneiden

Im trockenen Zustand werden die Furniere fachgerecht zugeschnitten und zu Furnierpaketen gebündelt.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

11 Furnier vermessen

Nachdem alle Furniere entsprechend zugeschnitten wurden, werden Sie zu je 24 oder 32 Blatt gebündelt und vermessen.

FURNIERGESCHICHTE

Holz in seiner schönsten Form

Antike

Die Verwendung von Furnier reicht bis in die Antike zurück, als es bereits von den Ägyptern der 18. Dynastie (ca. 1332 v. Chr.) genutzt wurde. In dem waldarmen Ägypten waren kostbare Hölzer rar und begehrt, was die Menschen dazu brachte, ökonomische Techniken zur Verarbeitung zu entwickeln. Durch das Schneiden von Holz in dünne Brettchen und deren Befestigung auf weniger wertvollen Holzflächen konnten sie den knappen Rohstoff optimal nutzen. Archäologische Funde, wie die im Grab des Pharaos Tutanchamun entdeckten, furnierten Möbel, zeugen von dieser frühen Technik.

Furnier gewann in der europäischen Kunst- und Handwerksgeschichte zunehmend an Bedeutung. Besonders im Mittelalter und der Renaissance (ab dem 14. Jahrhundert) spielte es eine zentrale Rolle im Möbelbau. Durch Furniere wurden kunstvolle Verzierungen wie Intarsien und aufwendige Holzbilder möglich. Diese Techniken fanden ihren Höhepunkt im Barock und Rokoko. Zu dieser Zeit wurden viele der verwendeten Hölzer, etwa Ebenholz, in ihrer massiven Form knapp und teuer. Furniere boten die Lösung, um kostbare Hölzer effizient einzusetzen. Im 17. Jahrhundert entstand in Frankreich die Berufsbezeichnung „Ébeniste“, die auf die spezialisierten Kunsttischler verwies, die sich vor allem auf furnierte Möbel konzentrierten.

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts leitete die Industrialisierung eine neue Ära in der Furnierherstellung ein. Die handwerkliche Technik, bei der Furniere mühsam per Hand geschnitten wurden, wurde durch mechanisierte Verfahren abgelöst. Die erste deutsche Furnierfabrik wurde 1843 in Freiburg eröffnet, und 1870 markierte die Einführung der ersten Messermaschinen in Hamburg den Beginn der modernen Furnierindustrie. Diese neuen Fertigungstechniken ermöglichten die Massenproduktion von Furnier und machten es einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre dominierte Furnier die Oberflächenmaterialien in der Möbel-, Türen- und Paneelindustrie, insbesondere durch den verstärkten Einsatz von Spanplatten als Trägermaterial. Die Weiterentwicklung der Produktionsmethoden, insbesondere das Messern und Schälen, ersetzte das ineffiziente Sägen, das einen hohen Holzverlust verursachte. Heute ist es möglich, extrem dünne Furnierblätter von nur 0,5 Millimetern herzustellen. Obwohl Furnier in der modernen Möbelproduktion eine wichtige Rolle spielt, könnte der Trend zu Dekorfolien, die täuschend echt wirken, die zukünftige Nutzung beeinträchtigen. Dennoch bleibt Furnier aufgrund seiner Natürlichkeit und Ästhetik ein zentrales Element im hochwertigen Möbelbau.

Furniermerkmale

Wuchsmerkmale im Furnier:
Einzigartige Merkmale statt Makel

Augung
(geaugte Textur)
Speziell bei Vogelaugen-Ahorn die Bezeichnung der augenförmigen Zeichnung des Furniers, kann aber auch bei anderen Holzarten auftreten.
Buntheit
Unruhiges Furnierbild, Intensität meist abhängig vom Lichteinfall. Hervorgerufen durch verschiedene Wuchsanomalien, die eine unregelmäßige Zeichnung Verursachen (vgl. Wimmer).
Cluster
Nur teilweise gemaserte Stämme.
Maser
Die Textur von Maserfurnieren entsteht aus Maserknollen, die über der Erde (z. B. Eiche, Esche, Rüster) oder als Wurzelmaser unter der Erde (z. B. Madrona, Myrte, Vavona) wachsen. Teilweise gemaserte Stämme nennt man Halbmaser oder Cluster.
Noppen / Stiftäste
Kleine, runde oder ovale, fest verwachsene Astansätze.
Pommele
Vom französischen Wort „Pommelé” (Pomme = Apfel) abgeleitete Bezeichnung für eine spezielle regelmäßige Textur des Furniers, die entfernt an Äpfel erinnern kann.
Riegel
Die quer zur Faserrichtung verlaufende gestreifte Zeichnung entsteht durch Lichtreflektionen im wellenförmigen Faserverlauf. Eine Riegelung zeigt sich besonders im Radialschnitt, typisch bei Holzarten wie Ahorn und Esche.
Rindeneinwuchs
Vor allem bei Maserhölzern vorkommende Rinde bzw. Borke innerhalb des Kernholzes, das von diesem überwachsen wurde.
Spiegel
Der Anschnittwinkel beim Messern beeinflusst die Sichtbarkeit der Holzstrahlen. Diese optischen Unterbrechungen sind bei z.B. bei Eiche besonders ausgeprägt.
Spritzer
Generelle Bezeichnung für dunkle, fest verwachsene Farbveränderungen. Je nach Holzart und Ursache wird unterschieden in Gum, Haare, Harzgallen, Mineraleinschlüsse, Zuckerflecken u.a..
Wimmer
Quer zur Stammachse in tangentialer Richtung liegende Bänderung mit welligem Faser- und Jahrringverlauf. Ergibt ein unruhiges Furnierbild (vgl. Buntheit)
Zeichnung
Generelle Textur, Struktur oder Färbung des Furnierbildes. Im Volksmund oft auch nur als „Maserung“ bezeichnet.