MODERNE ARBEITSWELT MIT LICHTHÖFEN UND VIEL FURNIER

Gelungener Neubau der dm-Zentrale in Karlsruhe

Die erfolgreichste deutsche Drogerie-Kette ist unbestritten dm mit rund 3.500 Filialen europaweit. Seit der Gründung vor fast 50 Jahren befindet sich die Konzernzentrale im süddeutschen Karlsruhe – und das wird auch in Zukunft so bleiben: Von 2016 bis 2019 entstand am Autobahnkreuz Karlsruhe-Durlach die neue dm-Zentrale auf einem eher stiefmütterlich gelegenen Grundstück zwischen Autobahn und Zubringer. Das Verwaltungsgebäude jedoch überzeugt in allen Facetten, mit einer außergewöhnlichen Architektur, einer modernen Arbeitswelt und der klaren Umsetzung der Konzern-Philosophie.

Wie in den dm-Märkten selbst sollte eine helle und freundliche Atmosphäre entstehen, in der sich die Menschen wohl fühlen. Ein schönes Gebäude sollte es sein, mit Bezug zur Natur und einer warmen Ausstrahlung, in der gute und innovative Ideen entstehen können. Das ist gelungen, kann man von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erfahren, die sich nach eigenen Aussagen im Neubau sehr wohl fühlen. Mehr als 2.000 Angestellte arbeiten heute auf rund 41.000 Quadratmetern Fläche in dem intelligent geplanten Gebäude mit seinen acht Innenhöfen und einer erstaunlichen Wabenform. Zur offiziellen Eröffnung des 120-Millionen-Euro-Neubaus kam Winfried Kretschmann persönlich.

Fotograf: Roland Halbe | Architekten: Lederer Ragnasdóttir Oei, Stuttgart
Fotograf: Roland Halbe | Architekten: Lederer Ragnasdóttir Oei, Stuttgart
Fotograf: Roland Halbe | Architekten: Lederer Ragnasdóttir Oei, Stuttgart
 

Der Karlsruher Furnierspezialist Schorn & Groh befindet sich direkt um die Ecke, kaum einen Kilometer vom dm-Neubau entfernt. So war es im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend, dass Schorn & Groh das Furnier für den Innenausbau beisteuerte. Gewünscht vom Architekten und Bauherrn war eine harmonische Optik für alle Holzoberflächen im Gebäude. Die Wahl fiel auf kanadischen / amerikanischen Ahorn und den Einsatz von schlichten Riftfurnieren und Furnieren mit einer angeschnittenen Blume – in Fachkreisen auch Halbblume genannt.

Über 13.500 m² hochwertiger Echtholzfurniere wurden insgesamt verbaut, davon 11.500 m² in der Standardstärke von 0,6 mm und 2.000 m² mit 1,0 mm Stärke. Beide Furnierstärken stammen aus denselben Wuchsgebieten und sorgen für das homogene Gesamtbild bei Wandverkleidungen, Türen und eingebauten Möbeln. Schorn & Groh produzierte die Furniere selbst als zusammengesetzte Fixmaße in geplankter Optik in seiner Eschelbronner Filiale. Die Furnierauswahl, die Weiterverarbeitung und der Einbau fanden in enger Zusammenarbeit mit der Lindner AG und der Friedrich Hanselmann GmbH statt. Lindner fertigte die Wandverkleidungen und Türen, Hanselmann die Möbelstücke für die Aufenthaltsräume und den Teeküchenbereich.

Fotograf: Roland Halbe | Architekten: Lederer Ragnasdóttir Oei, Stuttgart

Den Bau hat der der Stuttgarter Architekt Arno Lederer vom Architekturbüro Lederer, Ragnarsdóttir, Oei entworfen. Der anthroposophisch geprägte Bauherr wünschte ein „anderes Bürohaus“, dass unter anderem die eher flache Hierarchie im Unternehmen auch räumlich zum Ausdruck bringt. So war von vornherein klar, dass kein Büroturm in Frage kam, sondern nur ein möglichst niedriges Gebäude. Auf zumeist vier Etagen arbeiten die Menschen an modernen, digitalen Arbeitsplätzen. Jeder kann von überall auf Unterlagen zugreifen. Dies bedeutet auch, dass kein Mitarbeiter mehr einen festen Arbeitsplatz hat, sondern dort arbeitet, wo gerade Platz ist. Selbst das Büro des Geschäftsführers kann – wenn er nicht da ist – als Konferenzraum genutzt werden.

Der wabenförmige Baukörper und das natürliche Licht, dass durch fast 13.000 Quadratmeter Glasflächen fällt, bieten eine angenehme und helle Arbeitsatmosphäre. Sehr besonders sind die acht begrünten Innenhöfe und das intensiv begrünte Parkhausdach, das sogar mit Obstbäumen bepflanzt ist. Solnhofer Steinplatten auf dem Boden im Erdgeschoss, Eichenholz, dezentes Kunstlicht und Kräutergärten in den Höfen sorgen für eine wohnliche und zwanglose Atmosphäre wie man sie sonst in Bürogebäuden eher selten findet. Üppige Treppenhäuser und ein Farbleitsystem bieten in dem etwas labyrinthischen System Orientierung.

Zum wohnlichen Charakter der dm-Büroarbeitswelt gehört auch der Verzicht auf eine aufwendige Haustechnik, denn Technik ist laut Aussagen des Architekten das Pro­blem der Nachhaltigkeit, da in ihr Energie gebunden wird, die nicht wiedergewonnen bzw. -verwendet werden kann. Auf eine zentrale Lüftungsanlage wurde daher verzichtet.

Der Name des Gebäudes lautet übrigens „dm-Dialogicum“. Er steht für einen gelungenen Dialog zwischen Durlach und Karlsruhe, zwischen Baukörpern und Natur, zwischen Mitarbeitenden aller Ebenen, zwischen Arbeitswelt und Wohnlichkeit. Die dm-Zentrale ist nicht nur architektonisch herausragend – sie ist auch ein Ort, an dem sich die Beschäftigten wirklich wohlfühlen und mit ihrem Unternehmen identifizieren.

Fotograf: Roland Halbe | Architekten: Lederer Ragnasdóttir Oei, Stuttgart
Fotograf: Roland Halbe | Architekten: Lederer Ragnasdóttir Oei, Stuttgart