Landesfarben kombiniert mit Licht und Furnier

Luxemburgische Nationalbibliothek ist die neue Landmarke der Hauptstadt

Stolz erhebt sich die Nationalbibliothek mit ihrem roten Sichtbeton über die einheitlich graue Bebauung auf dem Kirchberg von Luxemburg-Stadt. Das kühn geschnittene Eingangsportal übersteigt die angrenzenden Gebäude um bis zu 10 Meter und ist der imposante Blickfang der neuen Landmarke. Mehr als zehn Jahre Planung und fünf Jahre Bauzeit dauerte die Entwicklung des selbstbewussten Gebäudes.

Dass der Neubau keine einfache Sache war, erschließt sich von selbst. Denn eine Nationalbibliothek repräsentiert und wahrt das gesamte schriftliche Erbe einer Nation. Die luxemburgische Nationalbibliothek (BnL) beherbergt heute mehr als 1,5 Millionen gedruckte Dokumente und unzählige digitale Publikationen aus allen Wissensgebieten. Allein der Umzug der etwa 40 Kilometer Dokumente von mehreren Einzel-Standorten in das neue zentrale Gebäude dauerte vier Monate.

Innen erwartet die Besucher ein helles, transparentes Foyer und drei räumlich voneinander getrennte Bereiche: den Eingangsbereich mit Konferenzräumen, einen mittleren Bereich mit Beratungszonen und das Herzstück des Gebäudes: den „Magasin-Acropolis“-Bereich, in dem über fünf Etagen Dokumente gelagert sind. Hier, in der dritten Etage, liegt auch der Lesesaal, der Interessierten rund 200.000 Bücher internationaler und luxemburgischer Herkunft direkt zugänglich macht. Ein Café, zahlreiche Konferenz- und Schulungsräume, ein Amphitheater, ein Musikzimmer und Audiokabinen runden das Angebot der BnL als Weiterbildungs-, Kultur- und Bildungsstätte ab.

Überaus gelungen ist die Atmosphäre des Gebäudes: Zahlreiche Ruheoasen bieten ihre Plätze an und laden dazu ein, sich niederzulassen und in Dokumente einzutauchen. Viel Licht, hochwertiges Furnier und die Landesfarben blau, weiß und rot bilden den optischen Rahmen. Der warme und freundliche Charakter wird unterstrichen durch das prominent eingesetzte Eichenfurnier, das Decken, Wände, Treppen und Möbel üppig ziert. Rund 1.000 m² lieferte Schorn & Groh, der Karlsruher Furnierspezialist für hochwertige Wandverkleidungen.

Die Wahl fiel auf die einfach zu verarbeitende Produktvariante FLEX mit stabilisierender Vliesrückseite. FLEX wird von Schorn & Groh im süddeutschen Eschelbronn aus Rohfurnier hergestellt und ist in mehr als 140 Holzarten erhältlich, sowie in zahlreichen Fügetechniken und in individuellen Formaten. Es ist je nach Wunsch bereits vorgeschliffen und/oder geflext. Eine Perforierung im Furnier sorgt für die angenehme Akustik, die für eine Bibliothek wesentlich ist. Die Produktion der fertigen Wandverkleidung als Feinmikroelemente (FM300µm) wurde von der Akustik & Raum AG übernommen. Auch den Einbau der Elemente übernahm das Schweizer Unternehmen aus Olten, das regelmäßig mit Schorn & Groh partnerschaftlich zusammenarbeitet. Die gelungene Innenausstattung der Luxemburgischen Nationalbibliothek wurde vorab mit Hilfe eines Musterzimmers getestet, optimiert und von den Bauherren freigegeben.

Sehr überzeugend ist zudem das Technik- und Energiekonzept. Es vereint die Grundprinzipien, die für öffentliche Gebäude in Luxemburg angewandt werden: Eine sehr gute Wärmedämmung und Winddichtigkeit der Gebäude-Außenhülle, wertiger Sonnenschutz und eine sogenannte thermische Trägheit, die dazu führt, dass Wärme im Winter gespeichert und Temperaturspitzen im Sommer reduziert sind. Zusätzlich wurde ein innovatives System aus natürlicher Belüftung und Kühlung entwickelt, um erneuerbare Energie bestmöglich zu nutzen und den Energieverbrauch so niedrig wie möglich zu halten. Künstliches Licht wird beispielsweise lediglich als Unterstützung zur natürlichen Belichtung eingesetzt.

Die Gesamtkosten des Gebäudes liegen bei mehr als 112 Millionen Euro, eine stolze Summe. Im wertigen Neubau spiegelt sich die gewichtige Rolle als zentrale Wissensplattform des Landes wider. Realisiert wurde die BnL vom Münsteraner Architekturbüro Bolles und Wilson. Für den Innenausbau zeichnen das Unikat Interior, die Schreinerei Adams und Der Ernzerhof und die Akustik & Raum AG verantwortlich.